Ahnenfluch    -    Band 9 der Kommissar-Palzki-Reihe



Barockschloss Mannheim
»Wo ist das Verlies?«, fragte Paul und ich begann mich zu schämen. Der Schlosschef nahm es sportlich. »Auch wenn das Schloss sehr alt ist, es wurde erst nach der Ritterzeit erbaut. Aber in der Schlosskirche gibt es eine Gruft, da soll es sogar unentdeckte Geheimgänge geben.« Rocksinger verstand es, die Neugier meines Sohnes anzustacheln. Paul folgte uns friedlich, da er sich wohl nähere Informationen zu den Geheimgängen erhoffte. Als Erwachsener wusste ich selbstverständlich, dass es so etwas nicht gab. Längst war alles genaustens kartografiert und untersucht. Geheimgänge sind ein Relikt aus den Gedanken der Kinderzeit, wenn man lesend Enid Blytons fünf Freunde verfolgte.

Ein paar Meter weiter sah ich eine breite herrschaftliche Treppenanlage. Rocksinger ging auf sie zu. Ein Stück den Gang entlang hörten wir Paul rufen: »He, Papa, ich hab einen Geheimgang entdeckt. Da geht eine schmale Wendeltreppe nach oben.« Paul verschwand in einer Maueröffnung. Irritiert schaute ich den Schlosschef an, der sich von der Einlage meines Sohnes nicht irritieren ließ. »Dann nehmen wir halt die Wendeltreppe nach oben. Ich kann Sie beruhigen, es ist ein offizieller Weg innerhalb des Museums, nur ein bisschen beschwerlicher zu laufen im Vergleich zum Treppenhaus.« Der Radius der Treppe war verdammt eng. Gegenverkehr hätte keine Chance. Nach wenigen Umrundungen gab es endlich einen Ausgang. Die Treppe, die weiter nach oben ging, war an dieser Stelle mit einer Kette versperrt. »Da geht’s hoch zur Unibibliothek. Der Zugang ist dort aber komplett verschlossen.«
MP3-Hörprobe: Palzki trifft Vollbart.

Barockschloss Mannheim

Das Schloss Mannheim wurde unter der Regentschaft der Kurfürsten Karl Philipp und Karl Theodor in drei Bauperioden zwischen 1720 und 1760 in Mannheim erbaut und war Residenz der Kurfürsten von der Pfalz von 1720 bis 1777. Die weitläufige Anlage gehört mit ihrer Länge von fast 450 Metern und einer umbauten Fläche von sechs Hektar zu den größten Schlössern Europas. Das Mannheimer Schloss ist der zweitgrößte Barockschlosskomplex Europas, nach Schloss Versailles. Beim Bau wurde darauf geachtet, dass es exakt ein Fenster mehr besitzt als Versailles. Dies sollte u.a. die bedeutende Stellung der Kurfürsten bei Rhein repräsentieren, die sie im Heiligen Römischen Reich einnahmen.

Armbrust Barockschloss Mannheim Seit Juni 2005 fanden umfangreiche Baumaßnahmen am und im Schloss statt. So wurde unter anderem ein Mansarddach aufgesetzt, wie es vor 1945 bestanden hatte. Die Fassaden erhielten eine neue Fassung: dunkelrote Gliederungen und gelbe Wandflächen. Sowohl in das Mezzaningeschoss, als auch in das nach alten Vorlagen neu errichtete Mansarddach zogen die Fachbereichsbibliotheken ein. In den frei gewordenen Räumen der Beletage entstanden nach Rückbau der nach 1945 entstandenen Raumstruktur die alten Zimmerfluchten des Kaiserlichen und Kurfürstlichen Quartiers neu. In ihnen und den nördlich angrenzenden Korridorbereichen sowie im Erdgeschoss wurde ein Schlossmuseum eingerichtet. Es zeigt Wandteppiche, Möbel und andere Kunstgegenstände aus kurpfälzischer und badischer Zeit in Dekorationen, die die ursprüngliche Erscheinung der Räume andeuten. (Quelle: Wikipedia)

Das Barockschloss in "Ahnenfluch"

Mit dem Museum im Barockschloss fing alles an. Und zwar mit einem Porträt des Schlosschefs Harry Filsinger (im Roman unschwer als Hardy Rocksinger zu erkennen) in der Rheinpfalz; mein Interesse war geweckt. Ein Email und am gleichen Tag die Verabredung zum ersten Treffen. Die Chemie stimmte sofort, erste Gedanken zum Wittelsbachkrimi wurden gesponnen. Herr Filsinger knüpfte für mich die Kontakte zu den rem (Reiss-Engelhorn-Museen), zur Uni, zur Schlosskirche und zum Schwetzinger Schloss. Alle waren sofort begeistert und standen mir mit Rat und Tat beiseite. Authentischer kann man einen Wittelsbacher Krimi wahrscheinlich nicht schreiben.

Barockschloss Mannheim Die Führung durch das Museum war faszinierend. Ich bekam wie schon so oft, vielfältige Eindrücke, die dem normalen Besucher verborgen bleiben. Aber auch der offizielle Museumsteil bietet einen genialen Überblick über die Barockzeit der Wittelsbacher. Ich kann Ihnen nur empfehlen: Besuchen Sie das Museum im Mannheimer Schloss. Benutzen Sie die enge Wendeltreppe hinauf in die Beletage und Sie fühlen sich in längst vergangene Zeiten zurückversetzt. (Klicken Sie auf die Fotos um hochauflösende Aufnahmen zu erhalten)


Barockchloss Mannheim Ein bisschen geflunkert habe ich im Roman trotzdem: Die Alarmanlage lässt sich natürlich nicht so leicht übertölpeln und auch der Schlosschef hat keine Möglichkeit, die Scharfschaltung der Anlage auszusetzen. Der Rest der Geschichte ist selbstverständlich absolut wahr, das können Sie mir ruhig glauben, oder?
Ein Geheimnis des Museums ist nach wie vor ungelöst: Die Wendeltreppe endet nicht in der Beletage, sondern geht hoch bis zur neuen Uni-Bibliothek. Der Zugang ist dort mit dickem Panzerglas verschlossen (und nicht mit einer Tür, wie im Roman geschildert). Doch auch dort endet die Wendeltreppe nicht, sie geht weiter nach oben. So sehr ich auch nachfragte, in diesem Fall erhielt ich keine Antwort ...


Barockschloss Mannheim Herrn Filsingers Büro im Zwischengeschoss (Mezzanin) ist genauso wie beschrieben: Eine kleine Küche (und wahrscheinlich noch mehr) in einem getarnten Schrank, Panoramafenster mit Blick auf den Vorbereich des Museums und, direkt neben seinem Büro, eine Garderobe mit Barockkleidern. Dies inspirierte mich bereits beim ersten Treffen und floss ausgiebig in Ahnenfluch ein.




Weitere Informationen zum Thema:
Wikipedia: Schloss Mannheim
Wikimedia Commens: Fotos Schloss Mannheim
Landeskunde: Schlossmuseum Mannheim
Internetauftritt Schloss Mannheim

Fotos: Wikipedia, Harry Filsinger     Palzki-Autorenseite     Gmeiner Verlag


Herzlich Willkommen!
Harald Schneider




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Band 1 der Palzki-Reihe

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