Bildnachweis: Der Pfalzgraf bei Rhein vom Mainzer Kurfürstenzyklus © Landesmuseum Mainz
Die Eingangshalle des Zeughauses war imposant und erstreckte sich fast über den gesamten Grundriss des Gebäudes.
Ich staunte einen Moment über die rund ein Dutzend weißen Säulen, die in zwei Reihen die Hauptlast der Decke zu
tragen schienen. Die Halle wirkte hell und freundlich. Diverse Ausstellungsstücke wurden in Vitrinen und in
abgesperrten Nischen präsentiert. Paul, der sich sofort an ein altes klavierähnliches Instrument, dessen Berührung
verboten war, setzen wollte, konnte ich gerade noch zurückpfeifen. Meine Kindheitserinnerungen waren bezüglich
Museen geprägt von Staub, dunklen Gängen und einer für kindliche Maßstäbe unerträglichen Stille. Nichts davon war
wiederzuerkennen.
»Geil, eine Schatzkammer«, meinte Paul und zeigte auf eine große und durchsichtige Tür an der Stirnseite der Halle.
In riesiger Schrift stand ›Schatzkammer‹ daneben. »Papa, gehen wir da rein? Darf ich mir dort was raussuchen?«
Der Aufzug war zweitürig. Die andere Tür öffnete sich und wir kamen in eine sonderbare Halle. An dem großen
Schriftzug an der Wand erkannte ich, dass hier demnächst die Wittelsbacher Ausstellung sein würde. Noch sah es
sehr chaotisch aus. Überall standen Vitrinen in den unterschiedlichsten Größen herum, dazwischen, willkürlich
verteilt massiv wirkende Stellwände. Für Paul wäre dies der größte Abenteuerspielplatz seines Lebens. Anschließend
wäre es für meine Haftpflichtversicherung die größte Herausforderung seit ihrem Bestehen. Ich wurde unruhig.
Bestimmt ist die Museumsleitung nicht sehr amüsiert darüber, dass eine Aushilfe fremde Besucher durch eine unfertige
Ausstellung führt.
»Wenn man uns erwischt!«
Reiss-Engelhorn-Museen (rem)
Vor allem in den Bereichen Archäologie, Weltkulturen und Fotografie zählen die rem nicht nur zu den bedeutenden
Ausstellungshäusern in Deutschland, sondern auch in Europa. Mit insgesamt 12.600 Quadratmeter Ausstellungsfläche und
ca. 1,2 Millionen Exponaten sind die rem der größte süddeutsche Museumskomplex in kommunaler Trägerschaft.
Die rem vermitteln und präsentieren in vier Häusern kulturgeschichtliche Vergangenheit und Gegenwart (Museum Zeughaus C5,
Museum Weltkulturen D5, Museum Schillerhaus B5,7, Museum Bassermannhaus für Musik und Kunst C4,9) in nationalem und internationalem
Kontext.
Die Sammlungen wurden 1731 von Kurfürst Carl Philipp begründet, von Kurfürst Carl Theodor seit 1742 in großem Umfang
ausgebaut und seitdem stetig erweitert. Sie beschränken sich nicht auf Exponate aus der Region, sondern umfassen
Bestände von nationalem und internationalem Interesse. (Quelle: Wikipedia)
Bildnachweis: © rem, Foto: Elisabeth Brockmann, Reiss-Engelhorn-Museen, Museum Zeughaus C5, mit Installation LUX von Elisabeth Brockmann
Die Reiss-Engelhorn-Museen in "Ahnenfluch"
Den Kontakt zu den rem vermittelte mir der Chef des Barockschlosses Mannheim. Bei den rem rannte ich mit
meinem Anliegen die sprichwörtliche offene Tür ein. Die Mitarbeiter des Hauses waren begeistert, als Tatort in einem Wittelsbacher Krimi mitwirken zu können. Alle
meine Fragen wurden beantwortet und ich erhielt zahlreiche Tipps für die Gestaltung der Handlung.
Mit einer Mitarbeiterin der rem traf ich mich eines Abends im Museum Zeughaus C5. Zuvor hatte ich Gelegenheit, mir das gewaltige Foyer
in Ruhe anzuschauen, immerhin spielen hier einige Szenen in Ahnenfluch. Die rem-Mitarbeiterin führte mich nicht nur durch das Haus, sie referierte auch
über hoch interessante Themen, die ich teilweise in den Roman einfließen ließ.
Bildnachweis: © rem, Foto: Jean Christen, Foyer Museum Zeughaus C5
Ein Jahr vor Beginn der Wittelsbacher Ausstellung war davon natürlich noch nicht allzu viel zu sehen. Dennoch durfte ich in das erste Obergeschoss,
das zu dieser Zeit leer stand. Ich muss mich verbessern: Es stand nicht leer, es war nur für die Besucher gesperrt, da bereits die ersten
Aufbauarbeiten der Ausstellung liefen. Wie im Roman geschildert, standen überall durcheinander Trennwände und leere Vitrinen herum. Unglaublich,
wie dieses Chaos sich am Ende zu einem geführten Rundgang auflösen soll. Es wurde mir versichert, dass jede Stellwand und jede Vitrine ihren festen
Platz habe und der Eröffnung nichts im Wege stehen wird. Ich bin gespannt und werde dies genauestens vor Ort kontrollieren!
Bildnachweis: © CES, Glasfoyer Museum Zeughaus C5
Auf der Suche nach einem geeigneten Tatort, schließlich müssen in einem Krimi meist auch Köpfe rollen, hatte die rem-Mitarbeiterin eine geniale Idee:
Wir gingen wieder hinunter ins Erdgeschoss zur Schatzkammer, die sakrale Kunstschätze beherbergt. Und dort stieß ich auf eine
Lindenholzskulptur, die Paul Egell zwischen 1735 und 1740 schuf und den Heiligen Johannes Franziskus Regis abbildet. Er war gefunden, eine
zentrale Stelle in "Ahnenfluch".
Bildnachweis: © rem, Ausstellungsaufbau
Weitere Informationen zum Thema:
Wikipedia: Reiss-Engelhorn-Museen
Wikimedia Commens: Fotos Reiss-Engelhorn-Museen
Ausstellung: Die Wittelsbacher
Internetauftritt Reiss-Engelhorn-Museen
Fotos: rem, Harald Schneider, Gmeiner Verlag      
Palzki-Autorenseite     
Gmeiner Verlag